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Man hätte glauben können die drei Professores haben die Sonne und die sommerlichen Temperaturen direkt aus Cádiz mitgebracht. Mit fast 30 Grad war es für Mitte September die passende Temperatur für einen heißen Workshop, Mitten in Augsburg auch wenn wir mächtig ins Schwitzen kamen.

 

Erst der Gesang


Zunächst begann der Bulerías- Sonntag mit Gesang.  Der Text wurde uns vorab zugemailt, somit konnten wir schon Mal auswendig lernen und übersetzen, was wir dann singen sollten.
Zwei Versionen von Bulerías de Jerez hat Alejandro Suarez Roa für uns angedacht, der Text ist knapp und auch mit schlechtem Spanisch schon vorher lernbar und eigentlich eine Liebeserklärung aber typisch für Bulerías, frech und witzig. Ich frage Alejandro, ob ich das richtig übersetzt habe. Er sagt „ja“ und schmunzelt. „Ich will nicht dein Geld, ich will nur dass du mich so liebst, wie ich dich liebe“. Das finde ich praktisch, sowas  kann man schlicht zu jedem sagen, weil es unverfänglich ist. Das gefällt mir. Ich unterhalte mich mit Alejandro auf Deutsch und er lächelt. Der zweite Text ist dann schon eindeutiger: „Jedes Mal wenn du dich betrinkst, solltest du neben mir laufen. Hoffentlich betrinkst du dich 24 Stunden am Tag!“ Eine freche Liebeserklärung, finde ich. Montserrat verrät mir dann, dass der Text so grammatikalisch nicht ganz richtig ist, aber anders könnte man es nicht singen. Also reden würde keiner so.

 

Singen ist doch schwieriger als reden

 

 Alejandro frägt zunächst, wer Spanisch und wer Englisch kann, und ich frage mich, ob er mich vorhin eigentlich verstanden hat. Er unterrichtet auf Englisch und beginnt uns das einfachste Palmas- Muster beizubringen, die insbesondere für Bulerías de Jerez geeignet sind. Damit ist man eigentlich immer im Takt, denn man beginnt immer richtig, dennoch achten wir auf die „6“ und die „12“. Bulerías de Jerez, so sagt er, hat drei typische Akkorde in der letzten Phrase der Melodie. Außerdem sind sie nicht so aufgebaut, dass irgendwann ein Remate auf 10 aufhört. Jedenfalls habe ich das so verstanden. Wir beginnen mit den ersten Takten, er singt geduldig vor und wir singen nach. Nur die ersten Silben und Worte. Im Deutschen ist Singen eine Form der Sprachförderung- das kann ich bei Flamencogesang nicht gerade behaupten. Auch wenn man den Text schon auswendig kann, gesungen ist es dann doch schwierig so viele Silben in diesen paar Takten zu singen. Und dann geht einiges doch sehr schnell und manches wird verschluckt ein Wort müssen wir weglassen, sonst passts nicht in die Melodie. So ist Flamenco eben. Alejandro teilt uns in drei Gruppen ein. Links neben mir ist eine Spanierin, die seit vier Jahren in Deutschland ist, sie sagt sie hat gerade mit dem Tanzen angefangen und gesungen habe sie noch nie. Ich bin verwundert, eine Spanierin, die nach Deutschland kommt, um dann hier Flamenco zu lernen. Dafür kann sie schon perfekt Deutsch. Wir sind mit noch einem Teilnehmer in einer Gruppe.

 

"No quiero tu dinero" ist fatal

 

Als wir die ersten  Worte „No quiero tu dinero“ singen sollen, findet Alejandro das „fatal“. Ich schaue die Spanierin neben mir an und murmle: „Er hat fatal gesagt.“ „Ja, das heißt so viel wie schrecklich, furchtbar.“  Ich weiß was das heißt, und ich glaube das aufs Wort! Wir strengen uns nochmal an. Nach dem dritten Versuch ist die andere Gruppe dran. Wir lernen beide Bulerías Versionen, aber ich bräuchte tatsächlich jede Phrase einzeln einige Male geübt, denn der Text ist wie ein Zungenbrecher für mich. Mir hätte eine Version genügt. Insgesamt kommt die Gruppe gut mit, aber eine Stunde ist zu kurz. Am Ende spielt er beide Versionen noch einmal mit Gesang und dann als Play Back, damit wir es zum Üben aufnehmen können. Es war ein schöner Einblick in den Gesang mit einem geduldigen Lehrer, der das Text- und Melodieniveau für uns angemessen gewählt hat, und es hat Spaß gemacht. Zuhause habe ich damit fleißig geübt. Vielleicht nehme ich es auf und schicke es Alejandro, weil es jetzt nicht mehr so „fatal“ klingt.

 

Tanzen mit dem "Erdbeben" und Mawi

 

Bei Tanzworkshops die über drei Stunden dauern befürchte ich immer, dass ich irgendwann schlapp mache.  Diesmal mit dem „Erdbeben“ Montserrat und Mawi, könnte das doppelt so anstrengend werden. Wir beginnen mit warm up und Armübungen, anschließend mit Zapadeados, einige davon tauchen später in der Choreographie wieder auf. Nach dem warm up, bin ich bereits so verschwitzt, wie ich es nach den drei Stunden erwartet hätte, weil es so heiß ist.  Mawi und Montserrat wechseln sich während dem Unterricht ab. Während Montserrat etwas zeigt, geht Mawi durch die Reihen und korrigiert. Die Schritte werden sehr ausführlich gezeigt und geübt und aneinander gesetzt. Montserrat übernimmt auch vorwiegend das Lehren der Armbewegungen. Das Niveau der Gruppe ist sehr gemischt, ich habe den Eindruck es für alle machbar, zumindest machen alle immer mit.  

 

Fragen und üben

 

Montserrat sagt, jederzeit kann man fragen und wiederholen. Das Vorgehen bei der Choreographie ist  etwas flott aber ich bin zufrieden, ich komme gut mit, einige Schritte sind mir bekannt. Bei schwierigeren Elementen haben wir eine Übungssequenz, bei der jede für sich übt. Mawi geht zu jeder Teilnehmerin, schaut geduldig zu, zeigt es nochmal und korrigiert. Danach brauchen wir eine Pause. Ein Bulerías- Schritt macht in der Geschwindigkeit dann doch einigen Schwierigkeiten, auch mir.  Mawi zeigt den Schritt langsam und ausführlich auf der einen Seite des Raumes, während auf der anderen Seite Montserrat mit den anderen die Abfolge übt. Es ist heiß, alle schwitzen.

 

 

Endspurt mit Gesang und Gitarre

 

Nach einer kleinen Pause geht es weiter in den Endspurt, wir tanzen das Gelernte zu Gesang und Live- Gitarre von Alejandro. Da bekommt die Choreographie noch einen ganz anderen Drive. Es macht richtig Spaß, auch wenn ich den letzten Schritt immer noch nicht so ganz parat habe, rechtzeitig  bei der Llamada bin ich wieder dabei. Ein anregender Workshop, bei dem jedes Niveau berücksichtigt wird, die Elemente und Schritte werden genau gezeigt. Sie sind effektvoll aber können im rhythmischen Muster schnell erfasst, und passend gesetzt werden. Meine Energie lässt zwar zum Ende des Workshops nach, aber meine Befürchtung, dass ich mitten drin schlapp mache, hat sich nicht bewahrheitet. Montserrat und Mawi haben gut mit unseren Kräften gehaushaltet, trotz der Hitze. Ein schöner, lehrreicher Workshop mit vielen schönen Tanz- Elementen im eindeutigem Stil von Mawi und Montserrat. Die Kunst, die drei Stunden für alle passend zu machen, ist durch die Doppelbesetzung gut gelungen.  Ein „Oleeeé“ auf diesen schönen Bulerías- Sonntag und auch auf die gute Organisation von Steffi Fissel.

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