„Copla“ und „Cante“
Mit „cante“ ist der Flamenco- Gesang pauschal gemeint. Als „copla“ bezeichnet man im Flamenco jegliche Strophen, die gesungen werden. Es gibt verschiedene Gesangs- Typen, die analog den Flamenco- Stilen, „palo“ genannt, z.B. die Cabales, die eine Dur- Variante der Siguiriyas sind. Im Vergleich zu einem Lied kann es sein, dass die einzelnen Strophen (coplas) inhaltlich nichts mit einander zu tun haben. Coplas sind sehr kurze lyrische Gedichte unterschiedlicher Form und werden sehr eigenwillig in Gesangssequenzen zerlegt, manchmal in Gesangsfetzen, mit "AY" unterbrochen. Einige sagen, die coplas seien nicht dafür gedacht, aufgeschrieben zu werden, weil erst die Musik und die gefühlsmäßige Betonung den eigentlichen Sinn ergeben. Joaquin de la Paula sagte: „ Flamenco no cabe en el papé.“ Der Flamenco hält nicht auf dem Papier. Die copla wird manchmal anders im Gesang zerlegt, wie sie aufgeschrieben wird, bzw. die Betonung und die Ay´s und Unterbrechungen, können schlecht aufgeschrieben werden. Damit klafft die geschriebene und gesungene Fassung oft auseinander. Die Strophen werden im Flamenco „letras“ genannt, diese können auch einfach nur gespielt sein. Mit Copla ist die gesungene „letra“ gemeint. Übrigens wenn von einem „cantaor“ die Rede ist, ist ein Flamenco- Sänger gemeint. Sänger für andere Musikgattungen werden im Spanischen „el cantante“ genannt. Und wenn von einer „bailaora“ die Rede ist, dann ist das eine Flamenco- Tänzerin. Alle anderen Tänzerinnen heißen „bailarina“, ebenso wie Flamenco Gitarristen „tocaores“ sind, während andere Gitarrenspieler „guitarrista“ heißen. In Deutschland sind die Flamenco- Sängerinnen und Sänger sehr rar. Viele Flamenco- Gruppen müssen mit Gitarrenbegleitung und Palmas auskommen und viele Zuschauer sind froh darüber, finden sie den Flamenco- Gesang doch schrecklich. Allerdings ist es genau der Gesang, der einen in den Flamenco- Sog mit nimmt und dann in den tiefen Flamenco abtauchen lässt. Der Gesang ist auch für den Tanz eine große Unterstützung, der Gesang trägt einen durch das Stück und lässt besser erkennen, wann Sequenzen wechseln. Man spricht von den drei Gesichtern des Flamenco, den Tanz, den Gesang und die Gitarre. Alles kann alleine statt finden, der Tanz macht sich den Rhythmus, der Gesang braucht weder Gitarre noch Tänzerin, die Gitarre braucht weder Gesang noch Tanz. Doch wirkliche Flamenco- Magie entsteht, wenn alle drei zusammenwirken.