Eine der berühmtesten Flamenco - Tänzerinnen war Carmen Amaya. Sie wurde 2. November 1913 geboren, aber nicht in Andalusien, sondern im Gitanoviertel von Barcelona. In Barcelona begegnet sie einem auch als Statue.
Fast vom Stuhl gekippt
Als Nicht - Andalusierin musste sie schon hin und wieder beweisen, dass sie trotzdem Flamenco tanzen kann. Ihr Vater war Gitarrist und als sie mit ihm in einem Szene - Lokal saß, kam ein anderer Gitarrist herein und wollte sie als besonders gute Tänzerin vorstellen. Darauf kippte der Sänger El Peluca fast lachend vom Stuhl, mit den Worten „Eine Katalanin? Dann ist sie bestimmt eine Niete!“ Das hätte er besser nicht gesagt! Carmen stand daraufhin wutentbrannt auf und tanzte völlig düster, irr, beklemmend und wild, dass der Bretterboden zu beben begann. Am Ende haben die Anwesenden aufgeatmet, dass sie nun wieder aufhört, ohne dass es Tote oder Verletzte gegeben hat. Es sprach sich schnell herum, dass die Katalanin eine großartige Tänzerin ist. Später gab Carmen eine andalusische Herkunft vor und hat einfach behauptet, dass sie in den Cuevas von Sacromonte geboren sei.
Wild und ungestüm
Carmen tanzte wild und ungestüm, die freudige Alegría tanzte sie in Hosen mit Westchen und begann statt lieblich wie ein Gewitter. Der weiße Hosenanzug ist heute im Museo de Baile in Sevilla zu sehen. Das Museum ist von Christina Hoyos gegründet und es finden auch immer wieder interessante Shows dort statt.
1930 trat Carmen Amaya beim Festival de Cante y Baile in Granada auf, auch König Alfonso war anwesend. Alle Künstler sollten ihm vor ihrem Auftritt ihren Tanz mit den Worten „Für Ihre Majestät“ widmen. Carmen baute sich vor ihm auf und rief ihm hochmütig zu: „Das ist für Sie Herr König!“ Der König applaudierte wohlwollend.
Carmen war eine der Tänzerinnen, die nach Amerika engagiert wurde und durch die der Flamenco auch im Film populär wurde, z.B. "La hija de Juan Simón", ihre erfolgreichste Rolle war die Titelfigur in "MARIA DE LA O". Der Film wurde 1936 in Barcelona aufgenommen und ausgestrahlt. Hier im Video sind Ausschnitte mit verschiedenen Tanzszenen zu sehen.
Reich und Gitana
Sie verdiente mit ihrem Tanz und auch Gesang ein Vermögen, mit dem sie ihren Clan versorgte. Sie selbst blieb immer eine Gitana, so wird erzählt, dass sie einen Pelzmantel als Bademantel benutzte, in der Badewanne des Hotels wurde das Feuer für den Eintopf gemacht, und in den Gardaroben briet sie Sardinen.
In den 50 er Jahren heiratete sie Juan Antonio Aguero, einen wohlhabenden Tänzer, der zuvor bereits mit der Tänzerin Rosario verheiratet war. Wie bei so vielen Künstlern, war Carmen in Amerika ein Star, während man in Spanien kaum etwas von ihr wissen wollte. Die vielen Auftritte und Tourneen machten sich körperlich bemerkbar.
Berühmt und krank
Carmen hatte bald Schmerzen im Rücken und in den Gelenken, die sie nur noch mit Spritzen aushielt. Der Arzt riet ihr sich zu schonen, sie aber sagte „Wenn ich nicht tanze, dann sterbe ich“. Carmen galt auch als Hungerkünstlerin und war viel zu dünn. Sie trank zehn Tassen Kaffee und rauchte vierzig Zigaretten am Tag. Man sah es ihr an.
Ihr letzter Film „Los Tarantos“ wurde spektakulär und erfolgreich, die Leute strömten in die Kinos. Doch Carmen Amaya erlebte die Fertigstellung ihres eigenen Filmes nicht mehr. 1963 ist die Königin des Flamenco in Barcelona im Alter von 50 Jahren gestorben. Erst nach ihrem Tod wurde festgestellt, dass sie eine angeborene Nierensklerose hatte, und nur durch das Schwitzen entgiften konnte.
"Bajari"
Es gibt zu Carmen Amaya eine Filmdokumentation, die von Sara Baras getanzt wird, die aber leider nicht mehr zu finden ist, und ein Buch.
In Jerez habe ich den Film „Bajari“ im Institut für Flamencodokumentation gesehen. Ich habe zwar kaum ein Wort des Filmes verstanden, doch sehen genügt schon. Es wird die Nichte der Carmen Amaya (Winy Amaya) und deren Tochter (Karime Amaya) gezeigt, beide Flamenoctänzerinnen. Man sieht Proben, bei denen sich die Sänger nicht einigen können, wie lange nun eine AYYYAAA gesungen wird, und ob noch eine Pause gemacht wird. Auch wie die Kinder aufwachsen und bereits unter 6 jährige leuchtende Gesichter bekommen, wenn jemand tanzt und selbst nichts anderes tun, als zu tanzen. Man sieht wo das Haus der Carmen Amaya gestanden hat (vermutlich, ich hab es ja nicht verstanden) und nun dort eine Baustelle ist. Es wird gezeigt, wie sie der kleinen Tochter (vermutlich von Karime) Flamenco - Schühchen anfertigen, und ihr mit allen Überredungskünsten weiße Schuhe andrehen wollen, sie aber auf rote Schuhe besteht. Sie bekommt rote Schuhe. Am Ende hüpfen die Kinder in Barcelona durch die Springbrunnen, und als Ausdruck ihrer Ausgelassenheit tanzen sie sogar pitschnass in Wasserfontänen - barfuß. Der Film ist sehenswert - auch wenn man kein Wort versteht.
Quellen und mehr Carmen Amaya
Die Inhalte über Carmen Amaya habe ich aus der Flamencozeitschrift Anda Nr. 113. Gitta Merkle und La Mona haben hier in dem Artikel "geschichte und geschichten" Teil 13; "im Exil"; aus dem Buch von Mario Bois, Carmen Amaya, die Kunst des Flamenco, noch mehr interessantes zusammengefasst.
In diesem Video singt Carmen Amaya eine Buleria
Einiges aus dem Film "Bajari" ist hier zusammengestellt:
Sehr sehenswert ist in Jerez das Cetro Andaluz de documetation de Flamenco, wo ich den Film Bajari gesehen habe.
In Barcelona ist das Flamencolokal El Tablao de Carmen nach ihr benannt.
Buch: Carmen Amaya: Die Kunst des Flamenco; Bois, Mario
Film: Carmen Amaya
freut mich, dass der Artikel gefällt. Ja, pralles Leben, aber ich glaube, die letzten Jahre waren durch ihre Niereninsuffizienz wohl auch beeinträchtigt. Trotzdem sie dann sehr dünn war, hat sie getanzt wie der Teufel. Ja, für mich ist sie auch ein großes, unvergessliches Vorbild.