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Ich kenne Leonor Leal nur von Videos und aus den Flamencozeitschriften und bin sehr neugierig. Wie einige andere aus dem Kurs auch, wollten ich nicht bei irgendjemandem einen Kurs machen, Hauptsache in Granada, sondern wird sind extra wegen des Kurses mit Leonor nach Granada in die Escuela Carmen de Flamenco gekommen. Weil ich üblicher Weise in Spanien mit der Geschwindigkeit der Schritte Schwierigkeiten habe, habe ich mich für die Mittelstufe eingeschrieben bin aber trotzdem darauf gefasst, dass das Warm up im Tempo meiner Höchstgeschwindigkeit beginnt und ich nach 10 Minuten so viel Input habe, dass ich dann eigentlich gehen könnte und das restliche Jahr diese Schritte üben muss.


Größe kommt von Präsenz
Lenor kommt, lächelt herzlich und begrüßt uns. Sie frägt, von wo wir sind, und wer alles Spanisch versteht. Sie unterrichtet vorwiegend auf Spanisch, ihr Englisch sei schlecht. Dennoch erklärt sie hin und wieder auf Englisch. Leonor Leal ist eigentlich eine zierliche Person, und für Flamenco eher untypisch, hat sie eine pfiffige Kurzhaarfrisur, die so exakt geschnitten ist, dass die Haare immer schön fallen, auch wenn sie den Kopf ruckartig nach links oder rechts wirft.  Auch wenn sie eher klein ist, alleine wenn sie dasteht und etwas erzählt oder erklärt ist sie derart präsent, dass sie groß erscheint.


Moderates Tempo und Geduld
Der Kurs beginnt täglich mit langsamen Dehnübungen, dann  werden ein paar kleine Schrittkombinationen eingebaut um in den Rhythmus hinein zu finden. Ich bin überrascht, denn das Tempo ist moderat, wir kommen alle mit. Dann beginnt sie mit dem Remate für den Tango. Der Remate ist schmissig, das gelingt vor Allem durch ihre Art Arme und Körper einzusetzen. Die nächsten Tage wird die Choreographie nur zum Ende der Stunde wiederholt und nur wenige Schritte angefügt. Dazu kommen ein Sänger und ein Gitarrist hinzu und meist macht sie länger Unterricht, als die Stunde eigentlich dauert.

Leonor ist sehr geduldig.  Immer wieder fragt sie uns, ob wir es verstanden haben. „Mas o meno?“. Manchmal sage ich  „meno“, (weil ich eine „caracola“ bin),  dann zeigt sie es nochmal (und es zeigt sich, dass auch andere eine caracola sind) und frägt, ob wir wiederholen, oder weiter  gehen sollen.


Spaßige Methoden und Tanzen von Kopf bis Fuß

Leonor legt Wert auf Körperarbeit. Dazu setzt sie ungewöhnliche, spaßige und eindrucksvolle Methoden ein. Drei Dinge gibt sie uns mit: Es geht nicht um die Choreographie sondern um die Präsenz mit dem gesamten Körper. Es geht darum die Konzentration auf sich selbst zu schaffen um dann nach außen zu korrespondieren, mit Blickkontakt und dem Füllen der Bewegungen. Tanzen ist ein Dialog zur Musik,  Gesang und Tanz führen eine Unterhaltung, der Tanz eben nur mit dem Körper. Die Choreographie und Fußarbeit sind wichtig, aber zweitrangig. Wenn die Choreographie nicht mit Präsenz und Persönlichkeit gefüllt ist, und nur mental aber nicht emotional getanzt ist, dann ist es „Blabla“ und kein Dialog. Sie bringt uns dazu, vor Allem die Arme und den Oberkörper einzusezten. Das Tanzen von Kopf bis Fuß ist anstrengend. Mein T- shirt ist so nass geschwitzt, als wäre ich damit unter der Dusche gestanden.


No pasa nada

Fast eine ganze Kursstunde klatschen wir Plamas, stehen im Kreis und improvisieren der Reihe nach um Präsenz zu erlangen. Wie die Schritte klingen sollen, spricht sie, und dann klatschen wir den Rhyhtmus und plaudern erst mal den Klang der Schritte, bevor wir sie tanzen. „Ba pacapaca pacacaca coco  y PO PO!“

Dann geht es darum, den Remate an der richtigen Stelle zu setzen. Dazu klatschen und sprechen wir den Klang der Schritte zu den Palmas und es ist der erste Kurs, indem ich erlebe, dass wir sogar selbst singen. Obwohl ich wirklich gut hinhöre, höre ich die richtige Stelle erst, wenn es zu spät ist. Leonor schreibt den Liedtext auf und markiert die Stellen, wo der Remate möglich ist. Dann höre ich die richtige Stelle, weiß aber leider nicht mehr, was ich machen soll. Manchmal ist Flamenco halt doch schwer. Aber von nix kommt nix! Leonor sagt immer „No pasa nada!“  Das beruhigt mich- und einige andere auch.


Endspurt
In der letzten Stunde wird Gas gegeben, und die gesamte Letra gelernt. Ein bisschen kommt es mir wie Endspurt vor, damit die Choreographie fertig wird.  Sie ist hübsch, nicht zu schwierig, aber für eine Stunde zu viel um es sich zu merken. Zu viel Input in zu wenig Zeit.
Besonders wertvoll fand ich die Körperarbeit, die Rhythmusarbeit und das Improvisieren, sowie einige Schrittkombinationen. Das hätte mir genügt, Choreographien vergesse ich sowieso schnell wieder. Insgesamt  hat sie die Menge und das Tempo im Laufe der Tage gesteigert und es war ein lehrreicher,  humorvoller Kurs mit vielen schönen, typischen „Leo- Elementen“. Unbedingt empfehlenswert!

Kommentare  

# Tanja 2016-08-30 16:12
Ja, ich hab Leo auch schon mal live gesehen- sie hat auch zeitgenössische Elemente in ihrem Tanz. Das gefällt mir auch sehr. Ich würde auch gerne mal bei ihr einen workshop mitmachen. LG Bianca
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