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so sieht guter sherry aus

Im Gegensatz zu Deutschland, wo man mit zuviel Alkohl am Straßenverkehr nicht teilnehmen darf, sehe ich in Jerez ein Schild: „Bike and Vine!“ Man kann hier ein Fahrrad mieten mitsamt einer Runde mit Weinproben und dann ganz praktisch auf dem Fahrrad betrunken durch Jerez zu torkeln. Zu den Brennereien mit Weinprobe zu finden ist ganz einfach, man läuft oder radelt einfach den Schildern nach. Es ist wie ein Rundgang. 

Bodegas und der Osborne-Stier

osborne stier jerezDie Bodegas in Jerez bieten alle Führungen an.

Eine Bodega ist genau genommen die Lagerhalle der fertigen Sherry- Fässer. In Bodegas gibt es Sherry- Führungen und bei Sandemann sogar ein Menü und eine Flamenco- Show dazu. In Jerez wimmelt es nur so von Bodegas, angefangen bei Harveys, über Tio Pepe bis zu Sandeman. Osborne allerdings (und Domeq Fundador auch) ist ein Brandy. Brandy reift auch in Sherry- Fässern und hat eine ähnliche Herstellungsweise wie Sherry, aber es wird mehr Alkohol zugesetzt. Der berühmteste Brandy aus Spanien dürfte der Osborne sein. Der Osborne- Stier war ursprünglich das Reklameschild. In Spanien wurde allerdings beschlossen, dass an Autobahnen keine Reklameschilder mehr stehen dürfen. Doch als der Osborne- Stier abmontiert werden sollte, regte sich die Bevölkerung darüber auf, dass dieser Stier bereits ein Wahrzeichen für Spanien sei. Deshalb steht der Osborne- Stier immer noch an den Autobahnen. Sicherlich war Osborne an den Beschwerden der Bevölkerung nicht unbeteiligt.

 

Warum der Sherry Sherry heißt

Sherry heißt Sherry, weil die Engländer Jerez nicht aussprechen konnten, und Jerez eigentlich von Xerez kommt. Xerez wurde die Stadt von den Almohaden, (ein Berbervolk die dort einige Jahrhunderte gelebt haben) genannt. Auf den Sherry- Flaschen und auf den Zertifikaten der Sherry- Meister steht Xerez- Jerez- Sherry. Wir gehen also zu Sandeman, weil es dort die günstigsten Führungen gibt. Ob Sandeman nun auch "Jerez" nicht aussprechen konnte, ist nicht bekannt, weil er Schotte und kein Engländer war. Genauso wie Schottisch ist Katalanisch eine eigene Sprache. In Katalonien, auf den Balaren, und in Valencia ist Katalanisch neben Spanisch sogar regionale Amtssprache. Und Andorra hat nur Katalanisch als Amtssprache. Die Katalanen können zwar Spanisch, aber wer Spanisch kann, kann noch lange kein Katalanisch. Und wer Englisch kann, versteht deshalb nicht unbedingt Schottisch.

Führungen mehrsprachig

Ich verstehe weder Schottisch, noch Katalanisch, und in Andalusien auch kaum Spanisch, darum bin ich froh, dass es die Führungen auch auf Deutsch gibt. Ebenso auf Französisch, Englisch und Spanisch. Die Führungen bei Sandemann sind einmal pro Stunde und kosten 7,50 pro Person. Manche finden ja die Besichtigung einer Bodega als besonders reizvolles Ferienprogramm für Kinder, vielleicht verwechseln sie Sandeman mit Sandmännchen. Jedenfalls scheinen auch Kinder Sherry- Führungen zu machen, denn Kinder von 3 bis 12 Jahren bezahlen 1.- Euro Eintritt. Vielleicht wird es auch als religiöse Zeremonie betrachtet, sowas wie Wallfahrt, wohin jeder einmal pilgern sollte, schließlich wird Sherry in der Kathedrale hergestellt und die Sherry-Probe findet in der Sakristei statt.

 

Kathedrale und Sakristei

sherry faesser jerezKathedrale heißt es deshalb, weil die Produktionsstätten wie Kathedralen gebaut sind, damit die Temperatur konstant bei ca. 18 Grad bleibt. Die untersten Fässer sind die Solera- Reihe. Das erinnert mich an die Soleá im Flamenco. Solera bedeutet die, die auf dem Boden liegt. Und ein wenig muss ich schmunzeln, vielleicht heißt die Soleá ja nicht so wegen der Einsamkeit (Soledad) und auch nicht von Feierlichkeit (Solemne) sondern weil die Tänzerin betrunken am Boden liegt. Die Umschütterei und der Reifungsprozess dauern Jahrzehnte.

 

Fino, Dulce, Oloroso

Fino ist der hellste und „dünnste“ Sherry, mit dem wenigsten Alkoholgehalt. Den kann man sich reinschütten und man merkt es nicht dass man eben doch betrunken wird. „Fino ist wie Affe mit Pistole“ sagt unser Freund Alfonso aus Sevilla immer. Den schüttet man sich rein, ist dicht und merkt es nicht. Dulce ist ein süßer likörartiger Sherry. Absichtlich werden bei der Ernte Trauben auf den Boden geschmissen, damit sie trocknen und Rosinen werden. Dann werden sie aufgesammelt und es wird den Rosinen Traubensaft zugesetzt und diese Flüssigkeit setzt man dann dem Sherry zu. Oder so ähnlich. Der schwerste ist der Oloroso, er ist dunkel und hat eine lange Reifungszeit. Bis zu 80 Jahren, oder länger. Also genau wissen sie nicht, wie lange der Sherry schon in den untersten Fässern vor sich hin gärt.  Jedenfalls so lange, wie man beispielsweise braucht, bis man ein Kind durch den Kindergarten, Schule, Ausbildung gebracht hat, und es dann mit den Enkeln an der Hand in den Seniorenstift kommt, um die Oma mal wieder abzufüllen mit Dulce…Der Sherry ist jedenfalls älter als ich und mein Mann, und das tröstet uns ungemein und lässt uns wieder richtig jugendlich vorkommen.

 

Portwein- der Bruder des Sherry

Der berühmte Don auf dem Signet auf der Flasche, ist in einer Mischung aus dem jerezianischen Hut und dem portugiesischen Umhang gekleidet, weil Sandeman in Portugal und Jerez Weinkellereien hatte.  Übrigens muss man auch unterscheiden zwischen Sherry und Portwein. Sherry wird in Jerez hergestellt, in Portugal der Portwein. Sandeman war der erste, der Sherry exportiert hat. Und zwar in diesen riesen Fässern. Es gibt tatsächlich noch einen Herrn Sandeman, der hat aber das gesamte Imperium an eine Spirituosenfirma verkauft. Er kommt sogar ein bis zwei Mal im Jahr vorbei. Nur so, weil die eben noch seinen Namen benutzen.

 

Die Tänzerin und die Sherry- Flasche

sherry sandemann plakat"Je mehr Sherry umso besser der Flamenco", so lautet ein andalusisches Sprichtwort. Vermutlich aus Sicht der Zuschauer. Gleich neben der Kasse bei Sandeman hängen die ersten Werbeplakate von Sandeman aus dem letzten Jahrundert. Auf einem tanzt eine Flamencotänzerin mit Sherryflasche in der Hand. Ich hab das ja noch nie probiert, weder mit Sherryflasche in der Hand, noch mit Sherry im Blut, aber vielleicht ist ja was an dem Sprichwort dran. Wahrscheinlich hat Sandeman das Sprichwort erfunden, passend zu diesem Plakat.

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