Es hat ungefähr 34 Grad, mein Mann findet das „calor moderado“ (mäßig heiß), ich bin froh um meinen Sonnenhut. Auf dem Stadtplan ist die Straße als dicke rote Straße eingezeichnet. Irgendwann habe ich herausgefunden, dass die roten Straßen Flamencostraßen, die braunen Straßen Sherry- Straßen, sind. Am Anfang der Calle Sol begrüßt uns die Statue der singenden Lola Flores. Die Calle Sol liegt paradoxer Weise im Schatten. Wir suchen die Bars und Bühnen in denen es Flamenco gibt. Wir finden nichts. Alles ist ruhig, nicht mal streunende Hunde sind zu sehen. Kein Wunder, es ist ja auch helllichter Tag. Flamenco pulsiert erst am Abend, meist ab 21.00 Uhr. Ein paar Männer hocken in einer Bar, aber außer deren Servecas und Tintos am hellen Mittag ist nichts von Flamenco zu sehen. Wir befinden uns mittem im Romaviertel von Jeréz. Hausnummer 45 ist dann interessant. Hier sind zum Andenken der Lola Flores Bilder und Liedstrophen angebracht, und die Fassade ist mit einem großen roten verblichenen Flamenco- Mantón geschmückt. Es sieht aus, als wäre sie gerade letzte Woche gestorben. Also irgendwie noch lebendig. Es ist das Geburtshaus von Lola Flores, gestorben ist sie 1995 im Alter von 72 Jahren an Brustkrebs in Madrid. Zwei Wochen später starb ihr Sohn Antonio an einer Überdosis Rauschgift. Lola Flores wurde auch "La Faraona" genannt. Sie war eine der bekanntesten Flamenco-Sängerinnen und Tänzerinnen. Seit 2023 gibt es in Jeréz sogar ein kleines Museum, das ihr gewidmet wurde, das Centro Cultural Lora Flores.
Calle Sol in Jeréz- die Straße der Lola Flores
- Von Sigrid Kröger