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Die Karwoche gilt als Leidenswoche in Spanien oder treffender gesagt: in Andalusien.

Täglich Prozessionen

Es finden täglich Prozessionen statt, bei denen die Statuen von Maria und Jesus an einer Station des Kreuzweges, von religiösen Bruderschaften  (cofradías) durch die Straßen getragen werden, was manchmal bis zu acht Stunden dauern kann. Eine Bruderschaft ist z.B: die Hermandad La Canderlaria de Jerez. Hermandad heißt zwar sowohl Bruder- als auch Schwesternschaft, doch in den meisten Bruder- und Schwesternschaften sind nur Männer befugt, den Altar zu tragen. Die Statuen sind mit vielen Kerzen und Blumen geschmückt und stehen auf dem sogenannten Thron, oder "paso". Unter den dicken Samtteppichen, die bis zum Boden hängen, sind Männer, die mit kleinen Tippelschritten den paso durch die Straßen tragen. Man sieht sie nicht, und so könnte man meinen, der Thron bewegt sich von alleine fort.

 

Bruderschaft und soziales Ansehen

Die Vorbereitungen beginnen schon Wochen vorher und das Tragen wird geprobt. Es finden sogar Wettbewerbe statt, welche cofradía die eindrucksvollste Prozession hat, und seit einigen Jahren fordern Emanzen, auch bei dieser Männerdomäne mitmachen, und den Altar tragen zu dürfen. Eine Schwestern- oder Bruderschaft ist nicht einfach nur ein Verein, der einmal pro Jahr einen Altar durch die Straßen schleppt. Die Bruderschaften spielen eine große Rolle in der andalusischen Gesellschaft. Sie haben politischen Einfluss, und für soziales Ansehen und beruflichen Aufstieg ist es wichtig einer einflussreichen Hermandad anzugehören. Darum drängen auch Frauen in die Hermandad und mittler Weile gibt es auch Bruderschaften, in denen Frauen bereitwillig aufgenommen werden. 

 

Unheimlich und ernsthaft

Begleitet von Trommeln und auch Blasorchestern ziehen auch Büßer in Büßerhemden und Spitzhüten, die das Gesicht bedecken, (wie der Ku Klux- Clan)  häufig auch barfuß, bei der Prozession mit. Es ist eine irritierende Mischung aus ausgelassenem und unheimlichem Trommeln und ernsthaftem Schweigen. Die unheimlichen Hüte werden seit dem 14. Jahrhundert getragen, weil sich die Büßer bei den Prozessionen selbst gegeißelt haben. Allerdings hatte der Papst damals öffentliche Selbstzüchtigung verboten. Um nicht erkannt zu werden, zogen sich die Büßer deshalb Hauben über. (Nachzulesen bei Veronika Frenzel; Ein Jahr Andalusien)

 

Nach der Karwoche krank

Heute noch gibt es Prozessionen am Karfreitag, bei dem sich junge Männer als Jesus bewerben und sich dann auch den gleichen Leiden unterziehen. Mit allem Drum und Dran, Dornenkrone, Kreuz tragen, Leidensweg und sie lassen sich auch ans Kreuz hängen (ohne Nägel). Hinterher brauchen sie Urlaub weil sie wirklich krank sind, aber es ist eine große Ehre, ein Jesus sein zu dürfen. Bei den Prozessionen wird immer wieder an bestimmten Stellen, z.B: vor Kirchen angehalten und eine Saeta vorgetragen.

 

Gebetsartiger Gesang und "arme Ritter"

Saetas sind die Flamenco- Gesänge der Karwoche. Sie werden ohne Begleitung (a palo seco) und ohne Tanz gesungen. Lieder ohne Begleitung und Tanz  nennt man Tonás. Hier kann man eine eindrucksvolle Saeta von Diana Navarro von 2015 hören und sehen. Ebenso haben die „Deblas“ religiösen Charakter und werden auch in der Karwoche gesungen: Die „Debla“ gilt als eine Unterform der Toná. Auch sie hat gebetsähnliche Züge, insbesondere durch ihre immer wiederkehrende Endung (Deblica bare), was eventuelle aus dem Caló, der Sprache der Gitanos, stammen könnte, und so viel wie "große Göttin" bedeuten kann. In der Passionszeit gibt es sogar Flamenco in Kirchen- mit Tanz! Eine ganz besondere Stimmung herrscht in der  Semana Santa. Während der Fastenzeit sind  „arme Ritter“ als Essen sehr beliebt. Denn das alte, „tote“ Brot kann als „Leib Christi“ verstanden werden. (siehe auch bei der Strandgazette)) Und: "Frohe Ostern" gibt es in Spanien nicht und auch keine Ostereier. Dazu kann man Amüsantes und Informatives im Online- Spanienmagazin von Beate Hefele lesen.

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